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Posts Tagged ‘Arequipa’

So amigos,

endlich hab ich Zeit gefunden den letzten Teil meiner Reise zu Papier zu bringen, wenn auch nur digital.

Nachdem ich also die lange Strecke mit dem kleinen Umweg hinter mich gebracht hatte kamen wir so gegen zwölf, halb eins an der ecuadorianischen Grenzstation zu Peru an. Dort musste ich mir zunächst wie immer den Ausreisestempel abholen und konnte dann weiter zu anderen Seite, um wieder nach Peru einzureisen. 

Alles klappte perfekt und ohne Umschweife vertraute ich auch dem Taxifahrer, den mir die Servicedame aus dem Bus zugewiesen hatte. Der fuhr mich dann in die Stadt, wo ich mein Gepäck abholen wollte. Er labberte mich zunächst zu, dass ich Geld bräuchte, um nach Peru einzureisen und alles son Scheiß. So typisch Grenzgangster. Na ja ich holte mein Gepäck und er fuhr mich dann noch ein Stück weiter…

Und dann passierte eine Sache, die mich unglaublich sauer über mich selbst und über diese beschissene Welt gemacht hat. Natürlich hatte ich bis dahin nach 15 h Fahrt nicht wirklich gecheckt was er wollte und ich in meinem Glauben an die Menschheit war davon überzeugt, dass mir nichts böses widerfahren könnte, doch es sollte anders kommen.

Er hielt in einer Nebenstraße der Hauptstraße und sagte mir, dass er ab hier nicht weiter könne – natürlich hätte er noch zwei Blocks bis zur Grenze fahren können. In meiner totalen Erschöpfung zog sich dieses kriminelle Spiel dann noch weiter und er wollte mir zunächst fünf Dollar abknöpfen, doch ich intervenierte, da ich den Preis ja schon kannte und gab ihm drei. Aber dann passierte, dass was nur den dümmsten Touristen passiert. Ich ließ mich tatsächlich bequatschen Geld zu tauschen. Gut, wahrscheinlich könnt ihr euch jetzt denken, was passiert es, aber gleich. Ich tauschte also fünfzig Dollar, schaute mir das Geld an und es sah einfach gut aus. Zu gut um falsch zu sein. Auf das Papier achte ich aber nicht… Verunsichert, aber im Vertrauen auf die Menschheit ging ich also weiter und nahm ein Taxi – auf der ecuadorianischen Seite… :S 

Ich fuhr mit diesem stinkenden Kerl bis zur Grenzstation und er erwies sich zunächst als guter Typ, indem er dem Grenzbeamten bequatschte, so dass ich ohne Anstehen gleich „gestempelt“ wurde. Wir fuhren weiter und er tischte mir natürlich auf, dass es keine Kleinbusse nach Tumbes gäbe – natürlich wieder völliger Quark, wie passierten vier oder fünf…

In diesem Glauben und im Vertrauen auf seine Kunst blieb ich als sitzen. Im Nachhinein hab ich mich nur gefragt, ob die Tage in Quito bzw. die Busfahrt dazu gereicht haben mein Hirn so zu vernebeln, dass ich so kurzsichtig war.

Als ich dann fragte wie viel er denn verlangen würde, sagte er doch tatsächlich 40 Dollar. Ich dachte nur: wie bitte? Ich sagte ihm, dass ich niemals so viel Geld hätte und dass ich dass nicht bezahlen würde. Letztlich handelte ich ihn auf 25 runter, was noch viel zu viel war. Ein Kleinbus mit neun Personen verlangt drei. Der Tag war für mich mehr als gelaufen und ich hätte nur noch heulen können, als er mir offerierte, dass mein Geld gefälscht sei. In diesem Moment wollte ich verschwinden, einfach weg, weg von dieser WELT…

Aber es bestätigt ein mal mehr das ökonomische Sprichwort: Homo homini lupus est – Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf. Aber warum musste ich, der bis dahin an das Gute im Menschen geglaubt hatte und geglaubt hatte, dass Südamerika nicht gefährlicher als der Wedding ist, auf solche Gangster hereinfallen…

Ich bezahlte ihn also, nachdem ich neues Geld abgehoben hatte und ging, in das Büro der Busgesellschaft – keine Fahrt heute… Ich dachte, ich müsste sterben. Ich würde keine Nacht länger in diesem von Kriminellen verseuchten Gebiet aushalten können. Ich ging zu benachbarten auch keine Fahrt… Was nun?

Letztlich erinnerte ich mich daran, dass mir noch eine andere Busgesellschaft von meinen peruanischen Freunden in Chile empfohlen worden war, nämlich Flores hermanos. Ich erkundigte mich also, wo ihre Station war und rannte mir allem Gepäck, das ich hatte los. Ich wollte einfach nur weg. Ich fand den Terminal und tatsächlich es kam noch zwei weitere Fahrten für den heutigen Tag nach Lima. Ich kaufte mein Ticket für halb Sieben und war heil froh, dass mein Glück mich doch nicht ganz verlassen hatte.

In den nächsten drei Stunden wusch ich mich erst einmal, denn mittlerweile stank ich wie mein Taxifahrer, und kaufte mir dann ein paar Kekse und etwas zum Trinken.  Ich setzte mich in en Internetcafé und schaute nach ob mir jemand aus Lima schon geantwortet hatte, ob ich am nächsten Tag mal für eine Nacht vorbeischauen könnte…

An dieser Stelle muss ich noch einmal sagen, dass ich unglaublich dankbar für die Hilfe war die ich von dem ecuadorianischen Freund meiner Familie bekommen habe.

HERZLICHEN DANK, MARIO.

 

Deine Kontakte sind echte Ruhepole gewesen und haben mich so herzlich aufgenommen, dass ich das gar nicht richtig beschreiben kann.

Meine Stimmung hellte sich ein wenig auf, als ich eine Email aus Lima mit einer Bestätigung meiner Anfrage vorfand. Gegen sieben setzte sich dann der Bus gen Lima in Bewegung und ich verließ diesen undankbaren Ort. Ich schwor mir sollte ich tatsächlich einmal wieder nach Ecuador reisen, würde ich es auf jeden Fall auf direktem Wege machen – mit dem Flugzeug.

Wir fuhren die Küste im Norden entlang dem Abend entgegen. Ich unterhielt mich ein wenig mit einem schwarzen Ecuadorianer, der neben mir saß und genoss die schöne Abendstimmung. Da der Chaffeur oder wer auch immer anscheinend ein großer Steven Seagal Fan war, waren die Vorführungen sehr einseitig und eintönig, so dass ich lieber döste bzw. auch mal kurz einnickte oder in meinem Buch las, das ich mir in Quito gekauft hatte.

Am nächsten Morgen fuhren wir dann weiter die Küste entlang, durch die kahle Wüstenlandschaft bis wir am Nachmittag gegen zwei Lima erreichten. Ich schnappte mir mein Gepäck schüttelte ein paar Taxifahrer ab und begab mich auf die andere Straßenseite. Nur leider kamen immer wieder nur zwielichtige unabhängige Taxis vorbei, so dass ich einige Zeit warten musste, bis ich endlich ein offizielles Taxi zu sehen bekam. Ich fragte wie üblich vorher nach dem Preis – auch Lernfähigkeit ist ein Zeichen von Intelligenz – und wir setzten uns in Bewegung. Das dumme ist einfach in Lima, kennen sich die Taxifahrer nicht aus, so dass du x-mal erklären musst, wo du hinwillst. Außerdem haben sie ein außergewöhnliches Interesse an Adolf Hitler, fragt mich bitte nicht warum.

Kurz vor drei kam ich dann bei meinen Gastgebern an und wurde von den Hausmädchen hereingelassen. Ich fand das Zimmer so vor wie ich er verlassen hatte. Ich fand ein frisches Handtuch und ging mir er einmal man „Pech“ abwaschen. Dann setzte ich mich in meiner Zimmer und sortierte ein paar Sachen. Leider war ich wohl nicht gründlich genug gewesen, zumindest hatte die Tequilaflasche die Druckunterschiede anscheinend nicht so gut überstanden und der Verschluss war aufgegangen. Ich hatte sie zwar in eine Plastiktüte gepackt, die jedoch nicht alles abgehalten hatte. So musste ich alles auspacken und unterzog jedes Teil einer Geruchsprobe. Leider war der Großteil meiner Kleidung zumindest einparfümiert und ich hängte alles zum Lüften aus. Einige Sachen, waren allerdings nicht zu retten, so dass ich sie gleich in eine Plastiktüte packte. Danach legte ich mich aufs Bett und döste ein bisschen.

Nach dem Mittag sah ich Fern, eine Rarität und zum Ausspannen ganz vortrefflich. Ein bisschen aufgemuntert wurde ich durch einen Hollywood- Streifen über die Suche und das Wiederfindung seines Glücks. Ein bisschen hoffnungsvoller nahm ich noch das Abendessen zu mir und ging dann Schlafen.

Nach einer nicht besonders langen Ruhe – es war unglaublich heiß gewesen – stand ich gegen acht auf und machte mich fertig. Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich und machte mich mit der Hausherrin auf – zunächst zur nächsten Bank, um mir dort noch einmal von offizieller bestätigen zu lassen, dass ich tatsächlich Falschgeld in der Tasche hatte.  

Auch in Peru herrscht Bürokratie und wenn die Bank erst um 9:15 öffnet, dann öffnet sie auch erst zu dieser Zeit. So wartete ich eine viertel Stunde vor der Bank. Eingelassen bekam ich dann nur den netten Hinweis, das nächste Mal ein bisschen vorsichtiger zu sein. Etwas genervt stieg ich in ein Taxi – natürlich musste ich auch an diesem Tag wieder einige Taxifahrer aus ihren Tagträumen erwecken, das man jeden Touristen abziehen kann…

Gegen kurz vor zehn kam ich am Terminal der Gebrüder Flores an und reihte mich in die Schlange vor dem Schalter, an dem man Tickets nach Ica, Palpa und Nazca kaufen konnte. Die Zeit verging und mittlerweile war es zehn nach Zehn und ich war an der Reihe. Ich sagte, dass ich nach Nazca wollte und sie fragte mich: Heute? Ja, klar heute… Sie fragte mich, ob ich den Bus um zehn nehmen wolle. Ich schaute nur etwas verdattert drein und stimmte zu – es war zwanzig nach zehn. Ich nahm Gepäck gab es dem Burschen am Kofferraum und setzte mich in den Bus…

Erschöpft kam ich gegen vier oder fünf am Nachmittag an und als ich ausstieg das übliche Treiben. Irgendwelche zwielichtigen Gestalten, die die ihre „Hotels“ anbieten. Ich nahm mein Gepäck und wehrte erst einmal zwei drei Typen ab, letztlich ließ ich mich aber doch von einer Dame bequatschen, die wenigstens einen ordentlichen Preis nannte – 20 Sols pro Nacht mit Frühstück, fünf Euro annehmbar.

Das Hotel sah sehr nett aus und ich bekam gleich ein Zimmer im Erdgeschoss. Ich ging mich duschen und hängte gleich  ein paar Sachen zum Lüften auf. Dann unterhielt ich mich mit der jungen Dame über einen möglichen Flug über die Linien von Nazca. Leider musste ich dann die Erfahrung machen, dass man auch Frauen kein Wort glauben kann. Für den doppelten Preis, den man in den Reiseführern findet, ließ ich mir einen angeblich 45 Minuten- Flug andrehen. In dem Glauben wenigstens ein bisschen verhandelt zu haben, bezahlte ich und setzte mich anschließend in die „Lobby“. Dankenswerterweise saß ich nicht lange mit meinem Buch herum, sondern die hübsche Rezeptzionistin, die mir bei meiner Ankunft schon aufgefallen war, gesellte sich zu mir und unterhielt sich mit mir. Doch leider hatte sie nicht so viel Zeit, da ständig neue Gäste ankamen oder Gäste nach ihren Schlüsseln verlangten. So blätterte ich ein wenig in meinem Buch…

Zufällig fiel mir dann auf das ein anderer Hotelangestellter versuchte einer scheinbar verwirrten und nur Englisch sprechenden Asiatin etwas über die Flugpreise zu erklären. Ganz in meinem Element als Verständiger zwischen den Kulturen nahm ich mich dem Sprachproblem an und übersetzte für den hilflosen Kerl, der nur zwei, drei Worte Englisch sprach.

Im Anschluss entstand glücklicherweise daraus eine Konversation. Ich erfuhr, dass die Asiatin eine amerikanische Studentin aus Taiwan war und sowie ich am nächsten Morgen über die Nazcalinien fliegen wollte. Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis der lustige Typ Zeit gefunden hatte, sein Angebot zu unterbreiten. Wir setzten uns zusammen in den hinteren Teil des Erdgeschosses und er erklärte ihr, dass er tatsächlich 35 minütige Flüge für 35 Dollar hätte – ich dachte nur du Idiot. Hatte ich richtig gehört 35 Dollar für 35 Minuten !? Hatte ich einen weiteren Fehler begangen?

Letztlich waren sich die beiden einig geworden und sie buchte den Flug. Danach fragten wir uns (die Taiwanerin und ich), was wir nun machen, war Nazca zwar ein Touristenmagnet, aber doch eher einer der ruhigen. Wir beschlossen eine kleine Erkundungstour zu machen, trafen aber keinen Ort an, indem wirklich etwas los war, so dass wir letztendlich etwas zum Trinken und ein wenig Knabberzeug kauften und uns wieder in der Ecke zusammensetzten und auf das erfolgreiche Geschäft anstießen. Wir unterhielten uns noch bis halb elf bevor wir uns verabschiedeten.

Am nächsten Morgen ging es dann auf den Flug. Ich mit meiner Gruppe und sie mit ihrer. Der Flug war echt schön, leider musste ich aber ein mal mehr feststellen, dass ich hereingefallen war. Mal wieder war die Touristenfalle zugeschnappt und ich war hineingetreten. ganze 2o Minuten waren wir über den Linien gekreist, als der Pilot sagte, dass wir nun zurückkehren. Ich schüttelte nur den Kopf, was ich für ein Idiot gewesen war. Genau 7 Minuten später landeten wir wieder und die Uhr blieb bei 32,47 stehen als der Pilot den Motor abstellte, was für eine Abzocke. Mit schönen Fotos, aber etwas deprimiert verließ ich den Flughafen wieder. Wenigstens war ich nicht der einzige, der darauf hereingefallen war, mit mir waren noch ein drei Mädels aus der Schweiz und eine Asiatin geflogen.

Etwas niedergeschlagen ließ ich mich gleich zum Terminal fahren und kaufte ein Ticket für den Abend nach Arequipa. Die Dame stellte uns – ja auch die drei Schweizerinnen wollten dorthin – die Tickets und sagte uns, dass wir zwischen halb Acht und neun da sein sollten. Danach ging jeder seiner Wege. Ich ging ins Hostel zurück, da ja noch fast der ganze Tag vor mir lag und schließlich wollte ich auch wissen, wie und vor allem wie lange der Flug der Taiwanerin gewesen war, schließlich hatten wir abgemacht, dass wenn sie tatsächlich 1 Dollar pro Minute Flug bezahlt hat, sie mich, der ich getäuscht worden war, für meine Übersetzungshilfe zum Essen einlädt. 

Gegen neun wie am Vortag besprochen kam ich im Hostel – nur war ich eben nicht 45 Minuten geflogen. Ich musste noch eine ganze Weile warten bis die Taiwanerin ankam. Und letztlich war es schon so spät, dass sie gleich los musste, weil sie einen der frühen Busse nach Lima erwischen wollte. Nur war das Problem, dass sie noch gar kein Ticket hatte. So gingen wir trotzdem zum Terminal und sie fragte nach dem 11.30 Bus, wo es doch schon Viertel nach elf war. Meine Vorahnung wurde dann auch bestätigt und es gab nur noch Plätze für den Bus um 14.30. Sie kaufte also das Ticket und wir hatten noch genügend Zeit, damit sie ihr “ Versprechen“ einlösen konnte.

Sie ließ noch ihr Gepäck da und dann stiefelten wir los, um ein passendes Restaurant zu finden. Letztlich entschied sie sich für ein nett eingerichtetes zweistöckiges Restaurant, das sogar noch Frühstück anbot. Wir bestellten also Frühstück und unterhielten uns noch ein mal ausführlich. Es ist immer wieder schön Leute zu treffen mit denen man sich gut unterhalten kann. Danach gingen wir noch in ein Internetcafé auf der gegenüberliegenden Seite. Dort ließen wir dann die Zeit verstreichen… 

Kurz vor Abfahrt des Buses als sie sich dann doch vom PC trennen konnte, gingen wir los zum Terminal. Alle anderen saßen bereits im Bus als wir ankamen, aber trotzdem war sie ganz entspannt und happy. Wir machten noch ein, zwei Abschiedsfotos und dann fuhren sie ab. Danach ging ich zum Hostel zurück um meinen Tag ruhig ausklingen zu lassen…

In den nächsten Stunden las ich, unterhielt mich mit der bezaubernden Rezeptzionisten oder dachte einfach nach. Darüber, dass meine Reisezeit sich dem Ende zuneigte, und was ich alles so erlebt hatte. Konnte ich doch mein Weltbild von vorher in die Tonne befördern. Tatsächlich kann man nur ganz wenigen Menschen vertrauen, ob nun in Europa oder hier, vor denjenigen, die davon leben, andere zu betrügen oder zu hintergehen, ist man nirgendwo sicher…

Doch scheinbar versuchte mir mein Schicksal dieses Weltbild ein bisschen aufzuhellen, indem es mich in dieses Hostel geführt hatte. Denn die Zeit, in der ich mich mit Isabel, der Rezeptzionistin, unterhalten durfte, ging bei jedem Lächeln oder Lachen die Sonne auf. Leider hatte ich schon mein ticket gebucht und war auch festentschlossen mich nicht beeinflussen zu lassen, von meinem vermaledeiten Kopf. So genoss ich noch die letzten Stunden des Tages und ging dann im Guten Glauben rechtzeitig da zu sein um halb neun los. Gegen zehn nach halb Neun kam ich dann am Terminal an und es folgte eine Sache, die ich bis dahin nicht erlebt hatte und auch im Nachhinein nicht mehr erlebt habe. Die Dame am Schalter schaute mich entsetzt an und sagte mir, dass der Bus abgefahren sei und erzählte mir dann aufgeregt, dass sie doch gesagt hätte, um acht Uhr am Terminal usw. und sofort… Ich bestätigte nur, aber fügte hinzu, dass es schon eine seltsame Sache sei, dass ein Bus früher abfuhr – siehe oben Lima nach Nazca… Schicksal?

Aber es war nichts zu machen, er war weg. Ich fragte nur, ob die Schweizerinnen mitgefahren sei, aber abermals bekam ich im erregten ton zu hören, dass diese ebenfalls nicht aufgetaucht waren. Also wartete ich ein bisschen und um zehn vor Neun trudelten diese ein. Ganz ungeniert sagte ich ihnen, was Sache war und sie dachten erst ich scherzte, doch das tat ich nicht. Ich der kein Problem damit hatte eine Nacht länger zu bleiben blieb ruhig, doch die Damen waren ziemlich aufgeregt und versuchten sich das Ganze zu erklären, doch es gab einfach nichts rationales an dieser Geschichte. Ich sah mir noch einige Minuten, die Szenerie an, auch wie die Asiatin vergeblich flehend versuchte auf die Schalterdame mit zwei Worten ihres dürftigen Spanisch einzureden, doch es gab einfach keinen Bus mehr…

Ich verabschiedete mich und ging etwas erstaunt zurück zum Hostel, mittlerweile war es schon kurz vor halb elf und ich hoffte, dass ich noch ein Zimmer bekommen würde. An der Rezeption traf ich auf Daniel, den Typen, dem ich geholfen hatte das Geschäft mit der Taiwanerin abzuschließen. Ein lustiger Typ. Wie sein Namensvetter Guevara durch und durch Sozialist und mit großen Visionen ausgestattet, doch unglaublich beredet und von seinen Ideen überzeugt, versucht Leute für seine Visionen zu begeistern.

Da ich am Morgen schon mit ihm geredet hatte, wusste ich, dass er ein netter Typ war und das bestätigte sich auch. Denn zum gleichen Preis bekam ich ein Doppelzimmer im ersten Stock. Ich dachte nur, es gibt doch noch nette Menschen – auch wenn auch es natürlich auch zu seinem Vorteil war. Ein bisschen durch den Wind begab ich mich auf mein Zimmer und legte mich einfach nur hin, dachte nach und dichtete ein wenig… Schicksal !

Am nächsten Morgen stand ich früh auf, um abermals mein ticket für den Abend umschreiben zu lassen. Als ich zurückkam setzte ich mich in den Frühstücksraum und als Isabel in die Küche kam, um ihrer Arbeit nachzugehen, war die Überraschung natürlich groß. Ich setzte mich in die Küche und wir unterhielten uns wie es dazu gekommen war etc. und im Anschluss über einiges mehr. So verstrich der Vormittag und ich genoss es einfach nur nicht in Hektik zu sein. Den Nachmittag las ich ein wenig und brachte meine Gedanken vom Vorabend zu Ende und ging ins Internetcafé. In meinem Gedichtband von Pablo Neruda fand ich dann ein für meine Situation, wie ich fand passendes Gedicht – Yo volveré = Ich komme wieder…

Der Tag klang aus wieder vorherige, doch leider fand sich einfach kein Momente bzw. war ich ein Mal mehr schlicht weg nicht in der Lage meinen Gedanken in die Tat umzusetzen. Denn statt einfach dazu zu stehen, deponierte ich mein Gedicht auf einem der kleinen Tisch in der Sitzecke im Frühstückssaal. Wieder war ich unsicher gewesen, was ich wollte. So verabschiedete ich mich und ging schwer bepackt und schweren Herzens in Richtung Terminal. Im Folgenden passierte dann etwas, was sich vielleicht erklären lässt, aber trotzdem seltsam war. Auf halben Wege fiel mir meine Wasserflasche im Kühlschrank ein – mein Gedächtnis hatte mich im Stich gelassen, doch warum? So eilte ich zurück und erntete natürlich erstaunte Gesichter, und bekam nur zu hören, dass ich gar nicht weg wolle, doch ich bedankte mich nurabermals und sagte etwas von wegen Schicksal und ging…

Es war schon irgendwie komisch dann in diesen Bus einzusteigen und nicht zu wissen, was kommt. Ich hatte extra einen Bus früher genommen, um nicht allzu spät in Arequipa anzukommen. Doch wie es nun mal wirklich ist, hatte der Bus Verspätung. Doch trotzdem erwischte ich noch den Sonnenuntergang über der Pazifikküste einfach beeindruckend (und) schön…

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(Die links unter den Bildern führen zu den größeren Versionen…)

Nach diesen Bildern verschwanden wir im Dunkeln. Ein bisschen fühlte ich mich wie in einem der Kleinbusse aus den Städten, denn ständig hielten wir an und neue Leute stiegen zu egal, ob Plätze da waren oder nicht, aber für knapp 12 Euro erwartete ich auch nichts, sondern genoss und dachte nach…

Mitten in der Nacht hielten wir dann  an einem heruntergekommenen Truckerinn und sollten uns verpflegen. Ich machte nur ein paar Fotos. Gegen eins kamen wir dann in Arequipa an, eigentlich genau das, was ich nicht wollte, doch es war alles nicht so schlimm, denn ich hatte schon beschlossen nicht lange zu bleiben. So nahm ich mir ein Taxi und ließ mich zu dem Hostel fahren, von dem ich den Flyer in Nazca gesehen hatte. Leider war dieses belegt und wir mussten unsere nächtliche Fahrt fortsetzen. Letztlich fanden wir ein Hostel für 15 Sol in der Nähe der Plaza de Armas, welches zwar nicht wirklich den Charme versprühte aber für eine Nacht sagte ich mich, musste das auch nicht sein…

Ich machte mich früh auf und ließ erst einmal meine Sachen zurück. Mein erster Weg führte mich in die Touristeninformation. Ich ließ mir einen Stadtplan aushändigen und ein paar Infos zu Touren geben, doch letztlich entschied ich mich einfach ein bisschen im Umkreis der Plaza herumzulaufen. Danach ging ich zur Bank und frühstückte etwas und trank seit langem wieder einmal richtigen Kaffee aus einer Kaffeemaschine – um genau zu sein einen Cappuccino…

Um mich nach hostels umzusehen, suchte ich ein Internetcafé auf, das direkt an der Plaza lag. Dort hing ich dann eine Stunde rum und fragte, ob sie wohl Farbkopien machen würden, doch sie konnten mich nur an einen anderen verweisen. So stiefelte ich zusätzlich mit ein paar Hosteladressen bewaffnet in dessen Richtung und sah mir währenddessen ein wenig die Altstadt mit ihren Klöstern und Kirchen an. Einfach schön dieser Kolonialstil. Den Nachmittag verbrachte ich dann großteilig vor dem PC und chattete mit Freunden und sah mir meine Fotos an. Die Zeit verging wie im Flug. So dass ich nach zwei Stunden beschloss zunächst ein Hostel in der Nähe anzusehen und dann etwas zum Mittag zu essen…

Das Hostel befand sich gleich in der Nähe und es sah auch sehr nett aus, doch man sah schon, dass sie sich wie die Dame erwähnte in einer Renovierungsphase befanden und da sie außerdem Warmwasser nur über Solar bezogen und es eigentlich nur nach Regen aussah, bedankte ich mich, hatte mich aber schon innerlich darauf eingestellt hier bestimmt nicht zu nächtigen. Als nächstes begab ich mich zum Terminal der Busse nach Colca, da dies der einzige Grund war neben dem Vulkan, der aber hinter ein Wolkenwand sich verbarg, weshalb ich nach Arequipa gekommen war. In Colca bzw, in der Nähe gibt es eine Schlucht, in der man bei guten Bedingungen, nicht nur seine enorme tiefe von fast 3000 m, sondern auch seine großen Bewohner die Condore bewundern kann…

Ich kaufte ein ticket für 1:oo früh, denn da die Fahrt ca. sechs Stunden dauern würde, wäre ich so gegen sieben zum Sonnenaufgang dar, auch wenn mir das bei diesen Wolken utopisch erschien. Den Rest der Zeit quartierte ich meine Sachen um. Ich würde zwar nicht übernachten, doch ich wollte meine Sachen auch nicht mitschleppen, weshalb ich abermals das in Nazca empfohlende Hostel aufsuchte und nach einem Bett fragte. Und tatsächlich waren welche frei geworden, so dass ich meine Sache dort unterstellte und frohen Mutes um acht gen Plaza mich aufmachte…

Ich lief ein wenig über den Platz und machte ein paar Fotos und setzte mich dann mit meinem Buch auf eine Bank und las ein wenig. Die Stunden vergangen und es wurde dunkler, der Platz lehrte sich und gegen zwölf machte auch ich mich bereit zu gehen. Ich schoss noch ein paar Frontalbilder der Kathedrale und versuchte dann ein Taxi zu finden. Leider ließen die Fahrer sich nicht runterhandeln, so dass ich letztlich den Nachtaufschlag akzeptieren musste. Angekommen am Terminal kaufte ich mir ein bisschen knautschiges süßes Brot, das so etwas wie Marmelade enthielt – es schmeckte nicht schlecht und stillte das Hungergefühl. Die restliche Wartezeit verbrachte ich in der vollen Abfahrtshalle mit lesen und schreiben. Um Punkt halb eins durften wir dann endlich in den Bus einsteigen. Ich nahm meinen Platz ein und lehnte mich zurück…

Ich wachte gegen vier oder fünf auf und sah nur weiß durch die beschlagenen Fenster, zunächst dachte ich an Schnee, doch das konnte nicht sein. Ich wollte Fotos machen, doch die Fenster ließen sich nicht öffnen. So wartete ich döste und schaute ab und zu aus dem Fenster und wartete auf den Morgen…

Gegen halb Acht nach Zwischenstopp in Colca kamen wir an der Schlucht an. Ich dachte nur: ja, ok, bei der Sicht hättest du auch in Nazca bleiben können. Wolken über Wolken am Himmel und in der Schlucht verdeckten quasi jede Sicht. Zumindest war ich nicht alleine und meine Begleitung stellte sich als sehr gesprächig und wissbegierig heraus. So waren wenigstens über den Morgen hin die Unterhaltungen gesichert. Bevor es sich ganz zuzog machte ich noch ein paar Bilder und die übrige Zeit unterhielt ich mich. Wie erwähnt, man trifft auch immer wieder nette Leute. So war es mein Glück, dass ich diese Damen traf denn sie logen für mich und gaben mich als Mitstudenten aus, so dass ich lediglich 3,50 Sol bezahlen musste, statt der üblichen satten 65 Sol für Ausländer…

So verbrachte wir die morgendlichen Stunden damit uns zu unterhalten. Wir gingen ein wenig spazieren und amüsierten uns köstlich über das schlechte Wetter, da es tatsächlich immer nebliger wurde und anfing zu nieseln. Zufälligerweise traf ich dann auch noch die Schweizerinnen wieder, die aber ankamen als es schon fast nichts mehr zu sehen gab, und nun nur noch durch den kleinen Markt von Frauen stöberten, die sich zum Verkauf ihrer textilen und anderweitigen Andenken am Fuße des „Condor Kreuzes“ niedergelassen hatten. Ich blieb aber lieber bei meiner einheimischen Gruppe von Damen und unterhielt mich. Gegen zehn Uhr morgens machten wir uns dann auch auf um einen Bus zurück zu nehmen, da es mittlerweile schon schwer war, die Verkaufsdamen zu sehen und diese selbst ihre Artikel zusammenpackten. Ohne Condor, aber fröhlich setzten wir uns in den Bus zurück. In Colca stiegen dann die Damen aus und man tauschte noch Emails aus. Ich begab mich wieder zurück in den Bus mit dem Ziel Arequipa… bzw. Nazca…

Fortsetzung folgt… 

 

 

 

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