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Posts Tagged ‘Bürokratie’

Das neue Jahr beginnt in Erinnerung an das letzte mit ganz viel freier Zeit, die man freilich nutzen sollte. So wie ich heute. Nach dem Motto der frühe Vogel fängt den Wurm begann der heutige Tag früh.
Um sieben Uhr etwas klingelte der Wecker und ich zog mich etwas gegen den Willen aus dem Bett unter die Dusche. Ich frühstücke in aller Ruhe und machte mich fein, schließlich sollte es zu einem Behördengang gehen. Genauer wollte ich zur wie wir es so häufig in Deutschland despektierlich nannten Ausländeramt. Und tatsächlich hat die entsprechende Abteilung des Innenministeriums von Chile einen ähnlichen Namen: „Departamento Extranjería y Migración“. Da fühlt man sich doch gleich wohl und willkommen.
Ich fuhr also am Morgen in Richtung „Plaza de Armas“. Angekommen schaute ich noch schnell auf den Plan und begab mich dann, in der Überzeugung den Plan verstanden zu haben, ans Tageslicht. Ich lief erst in die eine Richtung, dann in die andere, sah vom weiten den Präsidentenpalast und dachte mir – jenau, nicht gut. Also machte ich kehrt und marschierte strammen Schrittes in die andere Richtung, am anderen Ende der Straße am „Mercado Central“ angekommen, erinnerte ich mich nur an meinen letzten Trip zum Einwohnermeldeamt (Registro Civil). Ich ging also abwärts in die Metrostation las den Plan, merkte mir alles und kam innerhalb von 5 Minuten beim gesuchten Department an. Ich hoch ließ mir von dem nichts wissenden Informationsmann eine Nummer in die Hand drücken, setzte mich und sah, das ich die Nummer D49 hatte und die Anzeige gerade bei A50 war. Ich stellte mich innerlich schon auf einen netten Vormittag ein. Ich hasse Ausländer – nein, ich hasse es selber einer zu sein, aber das ist auch eine Erfahrung, die man einmal gemacht haben sollte. Erst so versteht, wie es sich wirklich anfühlt fremd bzw. EIN AUSLÄNDER zu sein. Eine Gruppe, der Staaten nichts zu schenken haben, die man ohne Informationen, auf engstem Raum warten lassen kann.
Nach einer Stunde ging ich mir die Füße vertreten und ging auch mal ein Stockwerk höher und durch Zufall erblickte ich einen Stichpunkt, der mich stutzig machte: Autorisation zum Verlassen des Landes. Was anderes wollte ich doch gar nicht. Und wenige Leute. Ich holte mir eine Nummer und wartete nach knapp einer halben Stunde war ich dann an der Reihe und nach fünf Minuten hatte ich eigentlich die Versicherung, dass ich aus meinem Reisepass, meinem chilenischen Ausweis und der Karte von der policía internacional nichts weiter brauchte. Allerdings wie ich nun mal bin, war ich mir nicht sicher alles perfekt verstanden zu haben und in meiner totalen Verunsicherung, die bei solchen offiziellen Angelegenheiten stets in mir aufkommt, wartete ich noch im unteren Stockwerk. Eine halbe Stunde, fünfundvierzig Minuten, eine Stunde. Um 12:15 konnte ich mir nach der zweiten Bestätigung ganz sicher sein, dass die Klausel in meinen Visumsunterlagen zur Autorisation der Wiedereinreise nur eine Formalie war, um so Leute wie mich zu unterhalten. Wahrscheinlich finden die solche Dinge amüsant und natürlich kann niemand eine Auskunft zu solchen Themen geben. Nein das können nur die unterbesetzten Büros. Bürokratie hoch zehn. Nach Chile werde ich wohl eher nicht umsiedeln.
Danach ging es im psychisch und physisch erhitzt zurück nach Hause. Aber natürlich war es gar nicht so leicht den „Plaza de Armas“ wiederzufinden. 😉
Gegen eins war ich dann endlich wieder daheim. Und mit dem Mittag begann eigentlich der faule Teil. Gleichzeitig war es aber auch der amüsantere Teil. Ich hatte endlich Zeit mal Lebensphilosophien mit meinen Freunden auszutauschen. Und wenn man dann nicht aufpasst, gehen die Stunden nur so vorbei. Aber wozu hat man schließlich Freunde, damit man auch einfach mal man selbst sein kann. Ebenso bedeutet es auch sich einmal Zeit für den anderen zu nehmen, egal was man vielleicht geplant hatte, auch wenn es nur für Banalitäten sein sollte. Präsenz, Verständnis, Ehrlichkeit und Vertrauen sind nur einige der vielen Qualitäten, die eine gute und feste Freundschaft ausmachen. Und diese sind nicht nur für einen selbst und das eigene Leben wichtig, sondern auch für den Umgang mit anderen Menschen. Man muss zwar nicht mit jedem gut Freund sein, doch sollte man stets bedenken, das man einem anderen nie etwas antun sollte, das man für sich selbst ebenso wenig ersehnt.
Denn das macht die Gemeinschaft erst stark. Keiner sollte weniger wert sein als einem der beste Freund bzw. man selbst sich wert ist. Man muss nicht alle Menschen gern haben, aber man sollte jedem Respekt und Anstand entgegenbringen. Natürlich entspricht das nicht der Ansicht von jedem Menschen und ich bin mir auch im Klaren darüber, dass es genügend Menschen gibt, deren Ansichten nicht unbedingt menschlichen entsprechen, und die sogar für sich oder andere über Leichen gehen würden. Doch wir müssen uns dann immer überlegen, wer hat sie dazu gebracht, bestimmt sie sich selbst, und wer, wenn nicht wir können uns gegen diesen Verlauf stellen und den Kreislauf durchbrechen. Wir haben es in der Hand die Welt und die globale Gemeinschaft etwas menschlicher zu machen, dafür müssen wir nur ein bisschen weniger an uns selbst und ein bisschen mehr an unsere Umwelt denken – in dieser Zeit im zweifachen Sinne.
Wir alle haben Verantwortung für unser Handeln und wir müssen dafür Sorgen, dass dies endlich mehr Menschen begreifen, damit die Welt in Zukunft ein bisschen menschlicher wird.
Wir haben die Mittel etwas zu verändern, wir müssen nur anfangen und Schritt für Schritt wird es sich zum Positiven ändern. Ich wünsche euch ganz viel Kraft, damit auch ihr die Dinge anpacken könnt, die vor euch und uns liegen. Und denkt immer daran ihr seid nicht allein auf der Welt, jede Aktion bewirkt eine Reaktion. Passt auf euch und unsere Welt auf. Alles Gute und adíos.

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